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Architekturfotografie
Architekturfotographie,
einfach nur Knipsen?
Jeder kennt es: man ist im Urlaub und fotografiert das
Wahrzeichen des Ortes. Zuhause angekommen sehen die
entwickelten Fotografien aber dann merkwürdig verzerrt
aus und entsprechen nicht den Bildern in der Erinnerung
oder im Reisekatalog. Wie kommt so etwas eigentlich?
Fotos in Bildbänden, Reiseführer oder Postkarten stammen
in den meisten Fällen von Architekturfotografen.
Sie sind ausgebildete und spezialisierte Fotografen,
Künstler oder auch Architekten. Die bekanntesten unter
Ihnen sind z.B. der Bauhaus Künstler Walter Hege, der
amerikanische Fotograf Julius Shulman, der Architekt
Ezra Stoller und der erst letztlich 2006 verstorbene
Heinrich Heidersberger.
Ursprünglich hat sich die Architekturfotografie
als moderne Form der Planskizze entwickelt, mit denen
Gebäude in ihrem Bau, ihrer Fertigstellung und auch in
ihrem Verfall für Architekten, Kunsthistoriker und
Städtebauer dokumentiert werden sollen. Sinn ist es
dabei, die Realität so exakt darzustellen, dass das
Gezeigte der Realität entspricht und somit als
Dokumentation und Vorlage für Vermessungen dienen kann.
In der gesuchten Exaktheit der Abbildung liegt
gleichzeitig die Herausforderung als auch gleichzeitig
die Kunst der Fotografen.
Die ausgewählte Perspektive muss als erstens stimmen.
Hierbei ist darauf zu achten, dass der Fotograf entweder
die Zentral- oder die Vogelperspektive einnimmt. Bei der
Zentralperspektive befindet sich die Kamera auf
Augenhöhe eines Passanten. Hingegen wird bei der
Vogelperspektive ein Bauwerk von schräg oben
fotografiert. Ist man jedoch zu nah oder nicht hoch
genug über einem Gebäude, wirkt das Bild automatisch
verzerrt und nicht mehr harmonisch. Eine schnell
gemachter Fehler von Laien besteht meist darin, dass die
Kamera schräg gehalten wird um das Gebäude auf ein Foto
zu bekommen, so dass das aufgenommene Foto nicht
parallel zu der Fassade des Gebäudes ist. Sinnvoll ist
in diesem Fall, dass man den Abstand zu dem Gebäude
vergrößert.
Die exakte und sorgsame Auswahl der Perspektive stellt
für Architekturfotografen bei der Planung der Fotografie
die größte Herausforderung dar, da gerade in Städten die
Bebauung so dicht ist, dass ein Gebäude nur schwer ganz
abgebildet werden kann. Daher benutzen sie für ihre
Fotografien zum Teil Kräne oder Hubschrauber. Aber nicht
nur diese technischen Hilfsmittel sind für die Profis
wichtig.
Das Problem der Verzerrung beim Fotografieren von großen
Objekten liegt bei den meist verwendeten Kameras vor:
Spiegelreflexkameras sind so z.B. durch den Mechanismus
des Schwingspiegel nicht symmetrisch konstruiert. Daher
weisen sie auch eine Verzerrung im Weitwinkelbereich
auf. Ebenfalls werden in der Architekturfotografie keine
Kleinbild- und Mittelformat Kameras verwendet sondern
Großformatkamera oder Fachkameras. Auch haben sehr oft
billige und starre Objektive von Kameras Fehler, so dass
es zu tonnen- oder kissenförmigen Verzerrungen am Rande
der Fotografie kommt. Um dieses Problem in den Griff zu
bekommen, benutzen Profis daher Spezialobjektive wie
z.B. so genannte Shift- oder Tilt-Objektive.
Jedoch ist selbst mit dem beschriebenen technischen
Aufwand noch immer nicht sichergestellt, dass die
Fotografie exakt genug ist und somit als Grundlage für
Vermessungen benutzt werden kann. Daher werden die
Aufnahmen heutzutage am Computer mit Hilfe von
Bildbearbeitungsprogrammen nachträglich bearbeitet und
entzerrt.
Dieser kleine Einblick in die Architekturfotografie
erklärt nun auch, warum die besten Aufnahmen in großen
Museen wie z.B. im New Yorker Museum of Modern Art zu
finden sind.
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